Zu einem richtig zünftigen Zimmerer gehört natürlich auch die passende Kleidung, Kluft genannt. Diese Kluft ist bestimmten Regeln unterworfen:
Ein schwarzer Schlapphut mit breiter Krempe, eine Weste mit weißen Perlmuttknöpfen, einem Jackett mit jeweils drei Knöpfen an den Ärmeln, ein weißes Hemd und eine weite Schlaghose aus grobem Cord, an der zu erkennen ist, in welchem Lehrjahr der Zimmermann ist.
Die sechs Knöpfe am Jackett symbolisieren die Sechs-Tage-Woche sowie stellvertretend für jeweils drei Lehr- und Wanderjahre. Die acht Knöpfe an der Weste symbolisieren den Acht-Stunden-Tag und sind so angenäht, dass das Garn den Buchstaben „Z“ bildet. Die Knopfanzahl soll den Gesellen an den gewerkschaftlichen Kampf um die Verkürzung der Arbeitszeiten erinnern.
Ebenso trägt er eine Ehrbarkeit (ein Schlips, ähnlichen einer Krawatte) und einen Ohrring mit Handwerkswappen, der mit Hammer und Nagel mit einem Schlag gestochen wird.
Ferner trägt der Zimmermann eine Zunftuhrenkette mit dem Wappen der Städte, in denen er gearbeitet hat und einen Stenz, ein Wanderstock aus speziellem Holz.
Die Wanderschaft, auch Walz genannt, betitelt eine rund 3 Jahre andauernde Reise. Diese Tradition würde im Jahr 1909 in Bayern und später in ganz Deutschland geprägt. Die Gesellen haben in der Zeit keine feste Bleibe, dafür erwarten sie viele besondere Orte, Menschen und Abenteuer. Die Wandergesellen dürfen maximal 30 Jahre alt, ledig, noch kinderlos und müssen schuldenfrei sein. Ein Fahrzeug für die Reise dürfen sie nicht benutzen. Eine weitere Regel der Walz ist ein Reiseabstand von 50km zum Heimatort zu wahren. Viele Wandernde ziehen sich einen großen Kreis auf einer Karte mit der vorgeschriebenen Größe um ihre Heimatstadt herum um den Abstand einhalten zu können.
Der Neuling wird in der Regel von einem anderen Wandergesellen abgeholt und in das Regelwerk der Walz eingewiesen, auch die zahlreichen geschriebenen und ungeschriebenen Regeln der Walz.
Der wichtigste Gegenstand, den ein jeder Wandergeselle mit sich führt, ist sein Wanderbuch. Es ist unersetzlich und nach der abgeschlossenen Wanderung sein wichtigstes Erinnerungsstück. Gesellen, die in einem Schacht reisen, führen ein standardisiertes und von dieser Gesellenvereinigung herausgegebenes Wanderbuch mit sich. In diesem werden nur Arbeitszeugnisse sowie die Städtesiegel der besuchten Ortschaften eingetragen. Oftmals besitzen diese Gesellen noch ein zweites, privates Wanderbuch, in dem auch andere Einträge ihren Platz finden. Generell machen Wandergesellen keine eigenen Eintragungen in ihr Wanderbuch, und dieses wird auch erst mit dem Ende ihrer Wanderschaft offiziell ihr Eigentum.
Nachdem der Rohbau und der Dachstuhl des Hauses fertiggestellt ist, wird das Richtfest gefeiert. Das Dach wird mit dem Richtkranz geschmückt und der Zimmermann trägt seinen Richtspruch vor, dieser ist zum einen ein Dank an den Architekten, zum anderen eine Bitte um Gottes Segen für das Haus.
Der Bauherr muss traditionell den letzten Nagel in den Dachstuhl schlagen (jeder Schlag der daneben geht, kostet einen Kasten Bier), danach erhält der Redner einen Schnapps. Am Ende des Richtspruches wirft der Zimmermann das Glas vom Dach, geht es kaputt, wird alles gut, zerbricht das Glas nicht, gilt das als ein schlechtes Omen.
Anschließend wird mit den Handwerkern, der Familie, Freunden und Nachbarn gefeiert.
Beispiel eines Richtspruchs:
Wir wollen gratulieren, gerichtet ist das Haus,
hat Fenster und hat Türen und sieht gar stattlich aus.
Der Maurer hat´s gemauert, der Zimmerer überdacht;
doch dass es hält und dauert, das steht in Gottes Macht.
Schützt auch das Dach vor Regen, die Mauer vor dem Wind,
so ist doch aller wegen an Gott allein gelegen, ob wir geborgen sind.